Erstes Corona-Konzert

Unter besonderen Hygieneauflagen sorgen Long Distance Calling beim Dong-Festival für eine neuartige Konzerterfahrung


Fast fünf Monate war ich nicht mehr auf einem Konzert. Irgendwie surreal. Doch gestern (31.7.20) beendeten Long Distance Calling und Isaac Vacuum auf dem Halde-Berg Norddeutschland hinter Duisburg diese Durststrecke endlich. Eigentlich sollte hier wie immer das Dong Open Air stattfinden. Doch statt der drei Festival-Tagen mit vielen großen Bands sind es im (ersten?) Corona-Jahr nur drei Konzerttage mit jeweils zwei Bands geworden. Statt großem Zirkus-Zelt und etwa 3.000 Besucher*innen jetzt Open Air mit 250 Gästen. Aber immerhin.

 

Die Location ist der Wahnsinn. Von dem Berg hat man eine unglaublich weite Aussicht. Der gewundene Hügel, vor dem die Bühne steht, bildet außerdem ein Art "natürliches" Amphitheater. Davor stehen Bierzeltgarnituren – natürlich mit Abstand zueinander.

 

Die Bands spielen Post-Rock und haben sichtlich Spaß daran, endlich wieder auf einer richtigen Bühne zu stehen. Die atmosphärischen Klangteppiche der Gitarren vermischen sich mit dem ewig langen Sonnenuntergang. Auf die halligen, weiten Klang-Spähren werden Gitarrensoli gesetzt, komplexe Rhythmen und schmetternd harte Parts erledigen den Rest. Long Distance Calling (btw. der perfekte Name für eine Post Rock/Metal-Band) spielen dabei ausschließlich instrumental und arbeiten mit Einspielern sowie vielen elektronischen Elementen.

 

Und auch das Publikum hält es bald schon nicht mehr auf den Bänken (zumal auch irgendwann echt der Hintern wehtut). Viele Leute stehen oder tanzen neben/auf ihren Bierzeltgarnituren oder rennen im Circlepit darum. Dass dabei nicht immer die Hygiene-Regeln eingehalten werden, muss wohl nicht dazugesagt werden. Ordner, die zurechtweisen, bleiben aber aus. Ansonsten ist man mit Desinfektionsstationen und Gelegenheiten zum Händewaschen gut aufgestellt. Leute mit Masken sehe ich aber kaum.

 

Das Konzert hat eine wunderbare Atmosphäre; am Ende spielt sich die energetische Band zusammen mit dem Publikum geradezu in Ekstase. Alle scheinen einfach froh zu sein, endlich wieder Live-Musik zu haben. Und erst jetzt, mit der Musik, den Menschen, der Energie und der Stimmung, merkt man so richtig, was einem da eigentlich genau fehlt. Schön und traurig zugleich. Eine sonderbare Erfahrung.